Im Bildungszentrum

Viele Schüler gehen jahrelang in Elstal zu Schule, aber sie kennen den Ort eigentlich nicht wirklich. Klar, sie wissen, wie man zu MacDonalds kommt, manche kennen auch den Nahkauf und natürlich den Weg von der Schule zur Turnhalle und in letzter Zeit auch den Weg zum Wustermarker Bahnhof, aber sonst muss ihnen der Ort fremd bleiben, denn es ist in vielen Fällen nicht ihr Wohnort.

Das war natürlich vor dreißig Jahren vollkommen anders. Damals kannte jeder jeden und die Schüler waren mit ihrem Wohnort engstens verbunden.

Als im Bildungszentrum der Baptistengemeinde eine Ausstellung über die verschiedenen Siedlungsgebiete in Elstal eröffnet wurde, entstand schnell die Idee, diese Gelegenheit zu nutzen, um die auswärtigen Schüler mit dem Schulort Elstal besser vertraut zu machen. Fragte man Oberschüler, was sie so von Elstal wüssten, fielen die Antworten eher dürftig aus und wurden mit einem eifrigen Schulterzucken begleitet.

Das sollte also anders werden und deshalb zog eine Hälfte der Klasse 9c mit ihrem stellvertretenden Klassenlehrer in Richtung Bildungszentrum, wo sie Frau Beulke vom Verein Historia schon erwartete, um ihnen die Entwicklungsgeschichte des Ortes zu erklären.

Hatte früher mancher Schüler die Nase gerümpft und geunkt, dass in Elstal der Hund begraben liege, so wurde er während der Führung durch Frau Beulke eines Besseren belehrt.
Zwar tobt heute immer noch nicht der Bär in Elstal, das war aber früher ein bisschen anders. Und was heißt früher? Die Zwanzigerjahre? Die Dreißigerjahre? Und was war nach dem Krieg?
Bekannt war, dass Elstal eine Eisenbahnersiedlung war, aber das war ja nur eine Episode in der Entwicklung der Ortschaft. Dass das Militär nach der Gründung durch die Eisenbahner immer mehr dem Ort seine typische Prägung aufzwingen würden, das erschließt sich heute nur noch dem Wissenden. Wer hatte gedacht, dass es in Elstal zwölf verschiedene Siedlungen gibt? Wer hatte gewusst, dass weite Teile des Ortes nach 1945 militärisches Sperrgebiet waren, das die Rote Armee für sich beanspruchte?

Frau Beulke erklärte in aller Seelenruhe die Siedlungsgeschichte des Ortes an Hand des reichhaltigen Bildmaterials, das die Freunde des Vereins Historia zusammengetragen hatten. Sie hatte viel Geduld mit den Schülern der neunten Klasse, deren Aufmerksamkeit durch die Spannweite von zwölf Siedlungsorten erheblich gefordert war. Aber sie haben es mit Anstand bewältigt. Was die Schüler nicht gehört haben, das war der Erleichterungsseufzer ihres begleitenden Lehrers, der sich dachte, wie gut es doch sei, dass Elstal nicht auf eine 2000-Jährige Geschichte zurückblicken muss. Knapp 100 Jahre können auch schon ganz schön anstrengend sein, zumindest für Lehrer, die auf pubertierende Heranwachsende aufpassen müssen.

Der Abschluss der Besichtigung bildete ein Besuch der Elstaler Kirche. Hier erklärte uns Frau Beulke, warum der Kirche ein Turmkreuz fehlte. Das hängt nämlich wieder mit der Militärgeschichte des Ortes zusammen. Die Kirche durfte kein Kreuz tragen, damit die Kampfflugzeuge, die auf dem Feld starten, auf dem heute sich das Schaugehege befindet, nicht an dem zu hohen Hindernis scheitern.

An dieser Stelle sei ein großes Dankeschön an Frau Beulke geäußert, die sich nicht hat aus der Ruhe bringen lassen und unsere 9c in ansprechender und interessanter Weise durch die Geschichte des Ortes geführt hat. Nebenbei muss man noch bemerken, dass die Oberschule mit dem Verein Historia eine Schulpartnerschaft unterhält. Etwas älteren Zeitgenossen ist diese Einrichtung schon aus Vorwendezeit unter einem anderen Namen bekannt. Aber das macht nichts. Heute heißt das Schulpartnerschaft, und das ist etwas Gutes!

tl_files/ose/bilder/veranstaltungen/2010-11/olymp30.jpg   Frau Beulke von Historia e.V. erklärt, was es s mit der Stahlhaussieldung auf sich hat. Das waren mobile Fertighäuser, die dafür konzipiert worden waren, dass die germanischen Herrenmenschen sich in der zu erobernden Ukraine niederlassen konnten. Wie man weiß, ist das Projekt gescheitert! (Zum Glück!) Heute wohnen recht friedliche Bürger darin.
     
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Der Kirchturm der Elstaler Kirche. Ohne „Gipfelkreuz“, damit die aufsteigenden Flugzeuge sich nicht darumwickeln konnten.   Max und Marie folgen aufmerksam den Ausführungen unserer guten Frau Beulke.
     
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Frau Beulke steht voll in der Materie. Sie erklärt einen frühen Entwurf, der die Bebauung in Elstal vorbereitete. Dieser Plan wurde nicht in allen Punkten realisiert.   Hier kommt nichts geflogen. Frau Beulke ist eine engagierte Rednerin und weiß ihr Publikum in Bann zu ziehen.
     
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Robin lauert auf ein Motiv. René überlegt, ob er nicht aufs Klo gehen müsste. Der Drang ist aber noch nicht groß genug.   Max hat nur Augen für seine Marie. Wir wissen ja alle, dass Liebe blind macht, zumindest für das Wesentliche. Annabelle konzentriert sich auf den Vortrag und füllt das Arbeitsblatt gewissenhaft aus.
     
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Hier steht Frau Beulke vor dem früheren Zentrum des Ortes, dem heutigen Karl-Liebknecht-Platz, der Ende der Dreißigerjahre, wie konnte es anders sein, Adolf-Hitler-Platz hieß. Heute ist das Zentrum des Ortes funktionslos und wartet auf eine neuen Bestimmung.   Die Eulenspiegelsiedlung. Die Eulenspiegelskulptur ist nach der Wende verschwunden gewesen, wurde aber später wieder hergestellt. Die Siedlung wurde Ende der Neunzigerjahre renoviert und führte zu einem lokalen Bauskandal, da der Bauträger Pleite gegangen war. Viele Handwerksbetriebe im Havelland blieben auf ihren Kosten in zum Teil sechsstelliger Höhe sitzen!
     
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Frau Beulke erklärt hier Militärbauten auf dem heutigen Thälmannplatz.   Das Orchester möge jetzt den Tusch spielen.