Bundestagsabgeordnete ermöglicht Elstaler Schülern Reise in die Vergangenheit
„Es war einfach zu kalt, bitterkalt, sonst sehr interessant, und die Leute, die das alles mitmachen mussten, tun mir leid,“ schreibt Nadja, eine Schülerin der 9.Klasse anlässlich der Auswertung der jüngsten Exkursion zur KZ Gedenkstätte Sachsenhausen. Die drei neunten Klassen der Oberschule Elstal hatten sich aufgemacht zu einer Zeitreise zum dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte.
Für viele Schüler eine willkommene Abwechslung vom stressigen Schulalltag, fast wie Klassenfahrt. Entsprechend hoch gespannt die Erwartungen. KZ? Damit verbinden manche unklare Vorstellungen, aber eines ahnen sie: Irgendetwas Schlimmes oder gar Grausames muss damit verbunden sein. Das macht die Reise interessant wie eine Freifahrt in der Geisterbahn.
Der Empfang auf dem Gelände der Gedenkstätte fällt frostig aus: Die Weite des Geländes und die beißende Kälte vermitteln den Schülern sofort einen ersten realistischen Eindruck. Man stelle sich vor, man müsse in dünner Kleidung stundenlang auf dem Appellplatz stramm stehen, die endlosen Zählungen ertragen, anschließend total durchgefroren zur Arbeit marschieren, dort 12 Stunden lang hart arbeiten, und das alles bei völlig unzureichender Ernährung. Unsere Schüler sind zwar gut gegen die Kälte gerüstet, aber der Wind, man möchte sagen der Atem der Geschichte, der über das offene Gelände fegt, lässt ihre historische Neugierde schnell erstarren. Nun sammeln sich die Klassen beim Erschießungsgraben. Unser Geschichtskollege, Herr Kupfer, hält einen Vortrag, der anbetracht der gefühlten Polartemperaturen natürlich viel zu lange ausfällt. Einige wollen viel lieber auf eigene Faust los, um das Gelände zu erkunden. Aber wer nicht viel weiß, kann noch viel weniger wahrnehmen. „Es gab zu wenig zu sehen“, klagt ein Schüler: „Ich habe mehr erwartet!“ Dem steht die Meinung eines anderen gegenüber: “Wir hätten mehr Zeit benötigt. Ich möchte die Gedenkstätte noch einmal besuchen.“
Zum besseren Verständnis spulen wir den Gang der Ereignisse eine Woche zurück:
Eine junge Dame mit dem sichtbaren Ansatz zu einem Babybauch betritt die Eingangshalle unserer neuen Schule. Es könnte die Mutter einer unserer Schüler sein. Dennoch scheint sie fremd zu sein und weckt die Neugierde der Schüler. Wer ist das? Wollen sie wissen, denn ganz offensichtlich lässt sie sich nicht zu einem bestimmten Kind an unserer Schule zuordnen. „Ist das eine neue Lehrerin?“, wagt schließlich eine Schülerin zu fragen. Nein, das ist eine Bundestagsabgeordnete aus Berlin. Schieres Unverständnis spiegelt sich in den Augen der Schülerin wieder. Das soll eine Politikerin von ganz da oben sein? Im Fernsehen sehen die eher wie fremde Wesen aus. Frau Diana Golze, Mitglied des Bundestages aus Rathenow, Mitglied der Bundestagsfraktion der Partei „die Linke“ stattet am 20.11. einen Besuch an der Oberschule Elstal ab, um einen Spendenscheck in Höhe von 250€ den Schülervertretern der Schule zu überreichen. Sinn und Zweck dieser Spende: Den Schülern der drei 9.Klassen eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen zu ermöglichen. Frau Golze erklärt den Schülervertretern, wie die Spendegelder zusammenkommen.
Jedes Fraktionsmitglied ihrer Partei spendet monatlich einen festen Betrag an einen Fond, aus dem schnell und unbürokratisch gewissen soziale und politische Projekte gefördert werden können. Heute sind die Schüler aus Elstal Nutznießer dieses Spendentopfes. Frau Golze kommt bei den Schülerinnen der Schülervertretung gut an. Ihre wohltuend bescheidene Art lässt keine befremdende Distanz aufkommen. Ihre diskrete Attraktivität erzeugt Neugier und Vertrautheit zugleich. In ihrer Gegenwart entsteht spontan eine entspannte Gesprächssituation. Die Schüler hören zu und fühlen sich allmählich geschmeichelt, denn ihnen wird bewusst, dass jemand von ganz da oben zu ihnen gekommen ist, um ihnen bei der Durchführung eines Vorhabens zu helfen. Das hört sich an wie Engel und Weihnachten. Ein Blick auf die Zeitpunkte gibt diesem Eindruck recht: Eine Woche noch und die Adventszeit beginnt.