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Oberschüler aus Elstal besuchen den Deutschen Bundestag

Kirsten Tackmann (MdB) von der Partei „Die Linke“ lädt Klasse 10c zum Besuch des Deutschen Bundestages ein

Für die zehnten Klassen gelten an der Oberschule Elstal in Bezug auf die Klassenfahrten Sonderreglungen. Sie absolvieren ihre letzte Klassenfahrt in ihrer Schullaufbahn im Januar. Der Januar ist natürlich nicht der ideale Monat für Klassenfahrten, aber es gibt auch glaubhafte Berichte darüber, dass auch in diesem wettermäßig unvorteilhaften Monat außergewöhnlich lustige Klassenfahrten möglich sind. (So geschehen 2009: Klassenfahrt nach Damp in Schleswig-Holstein unter der Leitung der Klassenlehrer Frau Borrmann, Frau Paul, Herrn Mädler und Herrn Krüger.)

Die aktuelle Klasse 10c hatte im Vorjahr ihre letzte große Klassenfahrt nach Bremerhaven absolviert. Als es darum ging, das Programm für die letzte Januarwoche, der Woche der Klassenfahrten in 10, festzulegen, wurde von der Klassenlehrerin auch ein Besuch des Bundestages vorgeschlagen, ein Vorschlag, der nicht die ungeteilte Zustimmung der Schülerinnen und Schüler fand. (Daran kann man auch erkennen, welche Wertschätzung „Politiker“ bei der Schülerschaft finden.) Durch sehr diplomatisches Fingerspitzengefühl wurde zwischen der Klassenleitung und den Schülern der 10c ein Konsens erzielt, der schließlich den Besuch des Bundestages für den Montag, den 23. Januar 2012, vorsah.

Vermittelt wurde diese Besuchsmöglichkeit von Herrn Tobias Bank, Mitglied der Wustermarker Gemeindevertretung und Referent bei der Bundestagsabgeordneten Kirsten Tackmann („Die Linke“).

An diesem 23. Januar fand keine Plenarsitzung statt, deshalb war der Sitzungssaal vollkommen verwaist. Die Betreuerin für die Besucher erklärte, dass der mächtige Bundesadler, der über der Regierungsbank angebracht ist, im Volksmund als die „fette Henne“ bezeichnet wird. Spötter meinten darauf spontan: Pleitegeier wäre angemessener.

Was wäre ein Besuch in dem höchsten deutschen Haus ohne Gruppenfoto. Unweit von unserem Tagungsraum versammelten sich die Schüler der 10c zum Foto, das Herr Bank freundlicherweise für uns geschossen hatte. Was auf dem Bild nicht zu sehen ist, sind die kyrillischen Inschriften, die Rotarmisten bei Kriegsende in den Räumlichkeiten des eroberten Reichstages hinterlassen hatten und nach der Grundsanierung des Gebäudes restauriert wurden.

Unterirdische Gänge verbinden den Bundestag mit fünf weiteren Gebäuden. Die Beleuchtung in diesen Gängen schafft Motive für das fotografische Auge.

Die 10c fährt in einem der zahlreichen Aufzügen aus der Unterwelt hinauf in die Kuppel. Unten rechts ist Herr Bank sichtbar, der den Besuch des Bundestages zusammen mit seiner Chefin, Frau K.Tackmann, ermöglicht hatte. Für beide an dieser Stelle ein großes Dankeschön!
(Fotos von A. Biesler)

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Der Besuch des Bundestags begann natürlich bei der Besucherschleuse, wo prompt ein Lehrer das Warnsystem zum Piepen brachte: Eine metallene Gürtelschnalle hatte zum Alarm geführt.

Danach verlief alles routinemäßig. Die Schüler nahmen Platz in den Besucherrängen des Reichstagsgebäudes und staunten, wie viele weitere Besucher sich  mit ihnen auf der Galerie drängten.

Es folgte ein Vortrag über die Geschichte des Deutschen Bundestags als Parlament und über die Geschichte des Hauses, dem ehemaligen Reichstagsgebäude, das in den Neunzigern umgebaut wurde. (1994 waren neunte Klassen der damaligen Gesamtschule Elstal schon einmal im Reichstagsgebäude und besuchten eine Ausstellung zur deutschen Geschichte, die dort als Dauerausstellung untergebracht war und jetzt im historischen Zeughaus zu besichtigen ist.) Erstaunliche Fakten wurden dabei von der vortragenden Betreuerin genannt: Das ehemalige Reichstagsgebäude zählt zu den meist besuchten Parlamentsgebäude der Welt mit mehr als drei Millionen Besuchern im Jahr. Das hat natürlich auch etwas mit dem Gebäude zu tun und besonders mit der transparenten Kuppel, die man begehen kann. Aber dieses Highlight war für den Schluss des Besuches vorgesehen.

Als nächster Programmpunkt stand ein Gespräch mit Frau Tackmann an. Sie ließ jedoch ausrichten, dass sie später zur Besuchergruppe hinzustoßen werde, da sie noch in einer wichtigen Sitzung zu tun habe. Man muss wissen, dass zu diesem Zeitpunkt der Antibiotikaskandal in der „industriellen (!) Tierproduktion“ in aller Munde war, bei der „grünen Woche“ ein zentrales Thema darstellte und natürlich alle agrarpolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen beschäftigte. Da Frau Tackmann seit Oktober 2009 agrarpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion „die Linke“ ist, war sie mit ihrem Sachverstand als promovierte Veterinärmedizinerin besonders gefragt.

Dafür stellte sich Herr Bank zur Diskussion. Er beantwortete alle Fragen, die die Schüler stellten auch solche, die etwas knifflig daher kamen. So wollte ein Schüler wissen, ob er für die Legalisierung von Marihuana sei. Die Antwort war natürlich kein klares Ja, sondern ein sehr differenziertes „unter Umständen“ ja. Damit befand man sich auch schon in einer munteren Diskussion über die Drogenproblematik. Unmäßiger und missbräuchlicher Genuss von Marihuana führt zu psychischen Schäden und kann schwere Neurosen auslösen.

Da Frau Tackmann immer noch nicht von ihrer Konferenz abkömmlich, mittlerweile die Mittagszeit angebrochen war, führte Herr Bank uns durch das weitverzweigte Tunnelsystem unter dem Reichstagsgebäude zur Kantine für die Besuchergruppen, wo die Schüler zwischen zwei Gerichten wählen konnten. Die meisten entschieden sich jedoch für das Fleischgericht, das fraglos allen bestens geschmeckt, aber den ganz kleinen Mangel hatte, dass  kein Nachschlag zugelassen war. Die Putenmedaillons waren wohl genau abgezählt. Von diesem Moment an war aber auch der letzte Schüler der Klasse davon überzeugt, dass der Besuch des Bundestags eine gute Entscheidung war, denn das gemeinsame Mittagsessen hatte der Steuerzahler ihnen schon finanziert.

Letzter Programmpunkt: Die Kuppel auf dem Reichstagsgebäude. Großes Hallo über die wunderbare Aussicht über die Stadt, Foto hier, Foto da, großes Rätselraten, wo befindet sich wohl Falkensee, wo Elstal? Dann verabschiedete sich die Klasse von ihrem Gastgeber Herrn Bank, und damit war der erste Tag in der viertägigen Klassenfahrtswoche der Klassen 10 auch schon beendet. Am darauf folgenden Dienstag sollte es dann eine klare Alternative zum Bundestag geben: Einen Besuch im Gruselbunker in der Nähe vom Gleisdreieck. Selbstredend ohne gemeinsames Mittagsessen, weil manchem nach der Besichtigung der Appetit vergangen sein wird.

Elstal, den 25.03.2012
G.Stängle